Kampf dem Chaos und keine Angst vor der Krise, denn Krise birgt Entwicklung

„Wir sind im Krieg“ sagt Emanuel Macron. Das würde ich etwas gelassener sehen, da ich aus Erzählungen meiner Eltern ahne, wie Krieg sich anfühlen muss, wenn man mit drei Jahren alleine im Tiefflieger-Hagel auf dem Weg zum Bunker ist. Davon sind wir weit entfernt! Trotzdem kommen auf uns alle herausfordernde Zeiten zu, sowohl gesundheitlich, sozial, aber auch existenziell.

Gerade in den Berufen, die freiberuflich ausgeübt werden und dann auch noch auf direkten Kontakt mit Menschen setzen, wird es in diesen Tagen kritisch. Aber auch auf alle anderen kommen große Veränderungen zu, in ihrer Arbeitsweise und ihren Arbeitsinhalten. Flexibilität ist gefragt. Die Kinder sind zu Hause und wollen beschäftigt werden, gleichzeitig plagt einen die Angst, dass die Firma zumacht oder die Aufträge gänzlich ausbleiben. Man fühlt sich getrieben und gleichzeitig machtlos. Ein sehr ungutes Gefühl!

Was auf keinen Fall hilft, ist jetzt in Panik zu verfallen, auch wenn ich dies gut nachvollziehen kann.
Aus meiner Zeit als Schauspielerin kenne ich das Gefühl existenzieller Bedrohung sehr gut. Viele Zeiten der Ungewissheit, in denen man von wenig Geld und mit viel Zukunftssorgen leben musste. Lange Tage, die nicht durch Arbeit strukturiert waren und sinnvoll gefüllt werden wollten, damit irgendetwas weiterging.

Was ich aus diesem „früheren“ Leben für die Corona-Krise mitnehmen ist, dass eine geregelte Struktur das A und O ist. Es klingt vielleicht banal, aber stellen Sie einen Wecker. Wecken Sie auch, wenn vorhanden, ihre Kinder, servieren Sie keine Nutella zum Frühstück in der Woche, wenn sie sonst nur am Wochenende erlaubt ist. Legen Sie Zeiten fest, zu denen gearbeitet wird. Ziehen Sie sich an und halten Sie Ihre Kinder auch an, sich wie immer parat zu machen. Behalten Sie die Arbeitsstrukturen soweit wie möglich bei. Wenn die Kinder arbeiten, können Sie auch arbeiten, auch wenn es vielleicht nicht so lange ist. Es geht um das Gefühl, produktiv zu bleiben in einer Zeit des Stillstandes, strukturiert in Zeiten des Chaos. Lassen Sie das Chaos nicht die Regie über Ihr Leben übernehmen. Wenn die Kinder sonst in der Woche keine Filme um 9.00 morgens gucken, lassen Sie auch das jetzt nicht zu. Es klingt paradox, aber Ihre Kinder und Ihre Familie wird es Ihnen danken, wenn Sie gerade jetzt klare Regeln setzen und Abmachungen treffen. Nur in einer klaren Struktur werden Sie in der Lage sein, produktiv zu arbeiten.

Und noch etwas ist sehr wichtig. In Zeiten, in denen nicht absehbar ist, wann der Normalzustand zurückkehrt, können kleine Teilziele die Lösung sein.  Wenn Sie kein großes Projekt anschieben können ist das eben so und nicht zu ändern! Überlegen Sie, welche kleinen Schritte Sie schon vorbereiten können oder welche Vorbereitungen sinnvoll sind. Wenn Sie weitermachen wollen wie bisher, werden Sie schnell an Ihre Grenzen stoßen und frustriert sein. Tun Sie, was machbar ist. Arbeiten Sie an Ihren Ansprüchen. Sie können das Rad nicht krümmen, aber manchmal machen Krisenzeiten auch erfinderisch und flexibel. Nutzen Sie diese Grenzen, um auszuloten, was sonst noch alles geht! Das kann sehr erfüllend sein und man kann für die Zukunft sehr viel lernen und mitnehmen. Das Gute ist, was Sie jetzt entwickeln, kann Ihnen niemand mehr nehmen und Sie haben es für alle Zeiten und alle Fälle.

In diesem Sinne, Not macht erfinderisch, Krise birgt Entwicklung und Scheitern ist besser als Chance zu betrachten. Ich wünsche uns allen eine gesunde und produktive Zeit, in der wir alle neue Skills erlernen können, die uns ein Stück weiterbringen.

Bleiben Sie gesund und agil!